Soziale Interaktionsräume

Szenografische Strategien zur aktiven und sensitiven Einbindung des Publikums

 

Zentraler Bestandteil szenografischer Arbeit für Museen und Ausstellungen ist die Übersetzung von Inhalten in begehbare Räume und deren kontextuelle Zusammenhänge. Ziel ist es, Räume primären Erfahrens und unmittelbaren Erlebens zu kreieren, die dem Publikum Inhalte und Objekte (Exponate) spielerisch und nachhaltig vermitteln. Räume, die Selbst-Erfahrungen schaffen, indem sie eigene Geschichten und Bilder, Assoziationen und Irritationen in den Köpfen des Publikums entstehen lassen.

Die Basis hierfür bildet die aktive und sensitive Einbindung des Publikums in das Geschehen. Je höher der Grad der Einbindung, desto stärker können sich individuelle Bilder und Assoziationsräume bilden, die sich dann nachhaltig im emotionalen Gedächtnis verankern.

 

Strategien zur Emotionalisierung

Die zur Emotionalisierung des Publikums beitragenden Strategien basieren im Wesentlichen auf folgenden Kommunikations- bzw. Interaktionsmodellen.

Eine Strategie ist die Ästhetisierung des Ortes als immersives Ausstellungserlebnis – ein vom Szenografen, Kurator oder Autor vorgegebener inszenierter Raum, der für den Besucher die Umgebung schafft, sich für das Thema zu sensibilisieren und es individuell zu rezipieren. Dieses Interaktionsmodell spiegelt das gängige Prinzip der Einbindung (Autor-Konsumenten) wider, lässt jedoch als one-way- Kommunikation keinerlei Optionen der aktiven Mitgestaltung durch das Publikum zu. Gewährt man dem Publikum mehr Freiheit, die sich nicht allein im Denken, sondern auch im Handeln zeigt, entsteht eine bi-direktionale Kommunikation zwischen dem Objekt und dem Publikum, eine Interaktionsform, die eine individuelle Auseinandersetzung mit dem Inhalt, in einem vom Autor vorgegebenen Rahmen motiviert (Kommunikation und Information) und häufig in stark didaktisch orientierten Raumkonzepten, in Form von Hands-on- Installationen, zum Einsatz kommt. Bei beiden Modellen hat der Autor, hinsichtlich der Inhalte und deren Aufbereitung eine stark einflussnehmende Rolle inne, die nur eingeschränkte Möglichkeiten der Mitwirkung und die damit verbundene Emotionalisierung des Publikums mit sich bringt. Interessanter sind hier Raumkonzepte, die einen partizipativen Ansatz in den Mittelpunkt ihrer Konzeption stellen. Diese fokussieren eine multi-direktionale, auf soziale Erfahrungen des Publikums basierte Kommunikation. Hier findet jeder einzelne Möglichkeiten vor, im Rahmen seiner kontextbezogenen Erfahrungswerte Inhalte zu generieren, sich auszutauschen und mit anderen in Kontakt zu treten (Kommunikation als sozialer Prozess).

Gesamter Text

 

Publikation

Soziale Interaktionsräume – Szenografische Strategien zur aktiven und sensitiven Einbindung des Publikums

In: DASA (Hrsg.) Szenografie in Ausstellungen und Museen V.Raum und Wahrnehmung. Bewegte Räume (S.158-165). Klartext Verlag 2011



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert