Jahrestagung ICOM Deutschland 2010
Sammlungsstrategien im partizipativen Kontext
Sabine Jank
Oft nutzen Museen mit umfangreichen Sammlungen ihre Sammlung als Argument, um sich in ihrer Museumsarbeit nicht für stärkere Einbindung ihrer Zielgruppen engagieren zu müssen. Muss aber das eine das andere zwangsläufig ausschließen?
Oder kann es eine Form der Zusammenarbeit zwischen Museumsmitarbeitern und Besuchern geben, die neue Sammlungsstrategien entstehen lässt? Genauer gesagt Sammlungsstrategien, die anstelle der musealen Monologe eine offene, dialogische Kommunikationsstruktur in den Museen instituieren, als eine Entwicklung weg vom tradierten Wissenstransfer hin zur partizipativen Wissensproduktion?
Die zentrale Herausforderung ist, an dieser Stelle die etablierten Machtbeziehungen des Expertenwissens zu modifizieren. So verstehen sich die Kuratoren der Zukunft nicht mehr als alleinige Experten, sondern als Impulsgeber und als Moderatoren, um einen authentischen, auf Augenhöhe geführten Dialog mit Besuchern zu ermöglichen. Sie transferieren zum einen ihr Wissen zum Publikum und assimilieren zum anderen das Wissen des Publikums in ihre Arbeit und vice versa. Das Sammeln von Objekten und deren Deutung, liegt somit nicht mehr nur in der Hand des Museums, sondern definiert sich als partizipativer Prozess, in dem Beteiligte als Alltagsexperten und Zeitzeugen fungieren.
Eine im partizipativen Kontext erarbeitete Sammlung beinhaltet Objekte, die zum einen den wissenschaftlichen Parametern genügen und zum anderen gesellschaftliche, aktuelle Einwirkungen berücksichtigen. Demzufolge wecken diese Objekte Interesse bei den Besuchern, sind mehrdeutig und provokant und fördern auf diese Weise soziale Interaktion. Setzt man des Weiteren jene „sozialen Objekte“ in einen prozesshaften, performativen „Bewegungsraum“, schafft man eine Multiperspektivität, die eine neue Form der Wissensproduktion entstehen lässt. Eine Wissenslandschaft, in der die Besucher im Rahmen eigener kontextbezogener Erfahrungswerte, Inhalte für die Ausstellung generieren, sich austauschen und mit anderen Besuchern in Kontakt treten können.
siehe auch den Beitrag: Partizipatives Museum – comment@Lab
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